Test zu Digimon World: Next Order - Nintendo Switch - ntower - Dein Nintendo-Onlinemagazin (2024)

Vor wenigen Wochen erschien Digimon World: Next Order für PC und Nintendo Switch. Das eigensinnige Rollenspiel feierte sein Debüt 2016 auf der PlayStation Vita in Japan und wurde ein Jahr später in einer deutlich aufgehübschteren Fassung auch hierzulande für die PlayStation 4 veröffentlicht. Das Spiel bildet das vorläufige Schlusslicht einer Reihe, deren Grundstein 1999 mit Digimon World auf der ersten PlayStation gelegt wurde. Der Erstling bot seinerzeit ein außergewöhnliches Spielprinzip und hob sich so deutlich von der Konkurrenz ab. Denn anders als in Pokémon & Co. müsst ihr euch tatsächlich um eure Partner kümmern, deren Bedürfnisse befriedigen und ihren Charakter formen. Auch konnten die Kreaturen sterben und mussten anschließend wieder neu aufgezogen werden. Leider griff kaum ein Nachfolger die avantgardistische Grundidee auf und so mussten Fans des Originals für eine lange Zeit mit traditionellen Rollenspielen vorliebnehmen. Digimon World: Next Order hingegen beerbt direkt die Mechaniken des Originals und schließt sogar lose an dessen Handlung an. Wieder einmal sieht sich die Digiwelt mit einer gewaltigen Bedrohung konfrontiert und es liegt an euch, das bevorstehende Chaos abzuwenden.

In Digimon World: Next Order schlüpft ihr in die Rolle eines sogenannten DigiDestined, ein Teenager, der unverhofft in die Welt der virtuellen Kreaturen gesogen wird. Dort trefft ihr auch umgehend auf das vorherrschende Problem: die Machinedramon. Digimon des Levels Mega, welche für ihre ungeheure Zerstörungskraft bekannt sind. Es scheint, als würde ein unbekannter Virus dafür sorgen, dass sich friedliche Digimon in gefährliche Machinedramon verwandeln und anschließend Unruhe stiften. Unter der Supervision von Jijimon, welches auch schon den Protagonisten des ersten Teils unterwies, geht ihr dem rätselhaften Mysterium auf den Grund und baut nebenbei schrittweise eine Zuflucht für die Opfer der Katastrophe auf.

Ehe ihr in die etwa sechzig Stunden lange Handlung einsteigt, müsst ihr euch für einen Schwierigkeitsgrad – Anfänger, Einfach oder Normal – und das Geschlecht sowie den Namen eurer Spielfigur entscheiden. Habt ihr das erledigt, startet nach einer kurzen Videosequenz auch schon der erste Kampf, der primär als Tutorial dient. Dort werdet ihr oberflächlich mit den Mechaniken der Gefechte vertraut gemacht. Digimon World: Next Order bietet nämlich kein rundenbasiertes Kampfsystem, sondern trägt die Auseinandersetzungen in Echtzeit aus. Eure Partner agieren automatisch, können aber durch gezielte Zurufe von euch beeinflusst werden. Was zunächst kompliziert erscheint, geht nach wenigen Spielstunden in Fleisch und Blut über, zumal ihr zu Beginn sowieso nur über ein sehr begrenztes Repertoire an Befehlen verfügt. Die Kämpfe orientieren sich streng am Original, wurden jedoch noch einmal deutlich überarbeitet, um den Zufallsfaktor zu minimieren.

Unabhängig davon, wie ihr euch anstellt, raubt der besagte Kampf euren Partnern die letzte Kraft und ihr landet in der Hütte des kauzigen Jijimon. Dort werden eure Kumpanen wiedergeboren – als Digimon der untersten Stufe. Denn anders als in Pokémon & Co. werden eure Digimon irgendwann sterben und anschließend wiedergeboren. Die Lebenszeit hängt dabei von deren Level und euren Fähigkeiten als Zähmer ab, die ihr euch im Laufe eures Abenteuers antrainieren könnt. So gibt ein Digimon der Stufe Champion schneller den Löffel ab als ein Digimon des Levels Mega. Nachdem euch der quirlige Hausbesitzer über die Situation und euren Auftrag aufgeklärt hat, könnt ihr auch schon mit dem Training eurer frisch geschlüpften Kameraden beginnen. Zum Glück befindet sich neben der Hütte ein Fitnessstudio mit allerlei Geräten, die Geist und Körper eurer Digimon schulen. Auch hier orientiert man sich direkt am Original, verzichtet aber auf zusätzliche Trainingsanimationen.

Haben die Attribute eurer Digimon einen gewissen Wert erreicht, werden diese auf die nächsthöhere Stufe digitieren. Im Gegensatz zur Anime-Serie verläuft die Entwicklung eines Digimon in Digimon World: Next Order nicht geradlinig. Ein Agumon kann beispielsweise nicht nur zu einem Greymon, sondern auch zu einem Meramon oder Tyrannomon digitieren, je nachdem, wie ihr es zuvor erzogen habt. Denn neben den besagten Attributspunkten spielen auch Zuneigung, Stimmung, Gewicht oder Disziplin eine Rolle. Jene Eigenschaften lassen sich durch Lob, Schelte und Nahrung regulieren. Doch ehe euch das Trauma wieder einholt: Die Digitation lässt sich dieses Mal wirklich gut steuern und endet nicht jedes dritte Mal in einem Numemon oder Sukamon. Schon zu Beginn könnt ihr umfangreiche Informationen zu euren derzeitigen Partnern einsehen und diese so gezielt trainieren. Außerdem schaltet ihr mit jedem kleinen Erfolg schrittweise neue Daten zu möglichen Digitationen frei und spart euch somit den heimlichen Blick ins Internet.

Damit der Trainingserfolg auch künftigen Generationen eurer Partner erhalten bleibt, müsst ihr selbst ebenfalls im Level aufsteigen. Durch erfolgreiche Kämpfe, abgeschlossene Missionen und gesammelte Ressourcen erntet ihr Erfahrungspunkte, die stufenweise euer Level erhöhen. Jene Levelaufstiege belohnen euch mit Zähmerpunkte, die ihr anschließend in verschiedene Fähigkeiten investieren könnt. Beispielsweise könnt ihr die Lebensdauer eurer Partner erhöhen, Trainingseffekte steigern, neue Kampffertigkeiten freischalten oder dafür sorgen, dass ein Teil der gesammelten Attributspunkte an die nächste Generation weitergegeben wird. Je höher euer Zähmerlevel ist, desto schneller findet ihr im Falle eines Ablebens zu alter Stärke.

Erwähnte Ressourcen benötigt ihr, um die Stadt um Jijimons Haus auszubauen. Die Digimon, die ihr unterwegs rekrutiert, lassen sich nämlich in der Stadt nieder und gehen ihrem Tagewerk nach. So könnt ihr euch von Meramon bekochen lassen, Items bei Tentomon kaufen, Fleisch von Palmons Farm ernten oder mithilfe von Birdramon zu bereits besuchten Gebieten schnellreisen. Baut ihr deren Niederlassungen aus, wird ihr Sortiment erweitert und das Angebot verbessert. Ressourcen findet ihr zuhauf in der Digiwelt und können an vorgesehenen Orten abgebaut werden. Es lohnt sich also, an den deutlich markierten Punkten anzuhalten und ein paar Mal die A-Taste zu drücken.

Der Rekrutierungsprozess ist zu Beginn noch verhältnismäßig einfach. Meist sprecht ihr die orientierungslosen Digimon an und sie gehen daraufhin in die Stadt. Doch so simpel bleibt es selbstverständlich nicht. Häufig verlangen die Digimon einen Kampf oder bitten euch um einen speziellen Gefallen. Es kommt allerdings auch vor, dass die Digimon erst mit euch reden, solltet ihr eine bestimmte Voraussetzung erfüllen. Wisst ihr einmal nicht weiter, könnt ihr euch an Botamon in Jijimons Haus wenden. Das putzige Kerlchen versorgt euch laufend mit Informationen zum Aufenthaltsort potenzieller Rekruten. Mit jedem angeheuerten Digimon steigt der Wohlstand in eurer Stadt und von dessen Level ist auch euer Handlungsfortschritt abhängig. Ihr werdet also nicht drumherum kommen, neue Digimon für das Stadtleben zu begeistern.

Die Spielwelt von Digimon World: Next Order ist in einzelne Gebiete unterteilt, die mit kurzen Ladezeiten voneinander getrennt sind. Die sogenannte Digiwelt zeichnet sich allen voran durch ihre Verspieltheit aus. Wider der Natur sprießen gewaltige Kondensatoren aus dem Boden, Server trocknen ganze Gebiete aus und hinterlassen eine staubige Wüste, Vulkankrater werden von LED-Anzeigen beleuchtet und kleine Städte säumen die Ränder von Bergschluchten. Während sich Spielwelten in Pokémon & Co. an realen Vorbildern orientieren, dreht die Digiwelt völlig frei und funktioniert nach ihren eigenen Gesetzen. Das trägt natürlich wahnsinnig zum Abwechslungsreichtum bei und sorgt für erfrischende Designs in jedem neuen Gebiet. Leider merkt man anhand der überschaubaren Größe und Komplexität der jeweiligen Abschnitte, dass Digimon World: Next Order ursprünglich für die PlayStation Vita entwickelt wurde. Beim Soundtrack müsst ihr hingegen keine Kompromisse fürchten. Dieser kann problemlos mit modernen Produktionen mithalten und besticht mit seiner hohen Vielfalt und eingängigen Melodien. Fans des Originals dürfen sich zudem über einige Neuinterpretationen alter Musikstücke freuen.

Hinsichtlich der Technik kommt die häppchenweise unterteilte Spielwelt der Nintendo Switch zugute. Das Spiel läuft sowohl im mobilen als auch im stationären Betrieb des Hybriden mit einer geschmeidigen Bildrate und brilliert mit einer gestochen scharfen Auflösung. Abstürze oder gravierende Spielfehler konnten während des Testzeitraums nicht verzeichnet werden. Digimon World: Next Order verfügt über deutsche Bildschirmtexte und eine englische Sprachausgabe. Der japanische Originalton soll mit einem kommenden Update nachgeliefert werden.